DLL Tag 7 Osnabrück-Werne (92 KM)

DLL Tag 7 (90,1KM geplant): So Freunde, ich sitze nach getaner Arbeit vor unserem Wohnmobilchen, halte die Füsse im Eiswasser, hab gegessen und geduscht. Jetzt ist endlich Zeit zum schreiben. Erstaunlich nach der längsten Etappe des DLL 2017. Nach einem sehr harten Tag gesten mit hohen Temperaturen und 2 Überstunden, hatten wir heute morgen in Sullingen erst mal Regen. Die ersten 3 VP´s noch mit Regenjacke angelaufen, dann wurde es besser und wir konnten bei aufgehender Sonne schnell trocknen und einigermaßen laufen. Davor hatten wir bereits den Teuteburger Wald überquert, wo Hermann der Cherusker sein Unwesen trieb. Nach schwierigem warm-up mit meiner lädierten Wade, vor allem am Berg, kam ich dann langsam ins rollen und konnte im Mittelteil bis KM 60 richtig Km runterschrubben ohne es zu merken. Ab K60 kam dann wie am Vortag ein leichter Einbruch, so das ich zurücknehmen musste. Nach reichlich Essen und trinken, konnte ich mich aber trotz 30°C wieder etwas berappeln und diese super lange Etappe nach 92 Km finischen. 11:51 h waren der längste Lauf ever ever. Schon wieder 4 Überstunden Selbst beim Ironman hatte ich nie so nen langen Arbeitstag. Morgen geht es weiter nach Solingen wo wir nach 83 Km bereits 630 KM auf dem Tacho haben werden. Fast die Hälfte in 8 Tagen. Drückt die Daumen das ich auch da so viel Spass im Ziel haben darf. Alle Bilder von Anna , die den ganzen Nachmittag an der Zeitmessung sass. Danke für Eis und Essen. Top Support im Ziel.

DLL Tag 8 (83,4 Km)

Bei 14° C und Regen, morgens um 5 auf eine 83 Km Laufstrecke zu gehen is nicht lustig. Wenn man bei Km 63 dann ausgelaugt von den beiden harten Etappen zuvor noch mal mehrere Berge mit steilen Anstiegen und Gefällen vorgesetzt bekommt wirds richtig unlustig. ab Remscheid nur noch Rampen, Trails und Regenschauer vom feinsten. Als ich nach fast 13 Stunden mit Bernhard Munz einlief waren wir beide durch, genau wie die vielen anderen die noch nach uns folgten. Ich hoffe ich bekomme meine Verletzung bis morgen in den Griff. Inswischen is der linke Fuss mächtig geschwollen. Sehne vorne und hinten entzündet. Shin Splint vom feinsten. Morgen "nur" 60 Km durch Köln am Dom vorbei nach Bonn, aber auch die werden nach der Belastung nicht einfach. Es soll den ganzen Tag regnen :-( Aber das wichtigste is doch, das ich nach dem Hammer Wochenende und 630 Km immer noch im Spiel bin. Gute Nacht bis morgen.

DLL Etappe 9: Solingen-Bonn

Ich sitze hier in Bonn vorm Womo in der Sonne und wundere mich. Warum? Weil wir den ganzen Vormittag Regen und kalt hatten und auch Mittags in Köln noch mal ein Schauer runter ging. Normal kein Problem, aber die ersten 16 Km gingen auf Trails quer durch die Wupper Berge. Nach ner durchregneten Nacht eine reine Schlammschlacht. Die meißten sind so angeschlagen das sie kaum die Gefälle runter kamen und viele stürzten. Ich konnte ab Leverkusen meine Schmerzen einigermaßen in den Griff bekommen als es etwas flacher und gleichförmiger dahin ging. Leider hat sich zu meiner dicken Wade/Sehne, auch noch ein Shin splint im linken Bein gesellt so das ich starke Schmerzen in der Schienbein Muskulatur bekam. Vermutlich durch den ungewohnten Laufstiel wegen der Achillessehne. Ab Kölner Dom lief´s dann rund und ich konnte mit einem Kollegen aus dem Münsterland durchziehen. Ralf Ruppert hat gesagt, wir müssen das "einfach nur überleben", mein neues Motto ! Nach fast 3 Stunden für die ersten 17 Km konnten wir am Ende noch in guten 8:41 h in Bonn einlaufen und haben die 61 Km recht gut überstanden. Duschen, Eisbox, Essen und Nachbereiten der Muskulatur mit Rolle und Igeln. Gleich wird noch lecker mit meinem Kollegen Lothar Wolf aus Bad Honnef gegrillt und einige Kölsch vernichtet. Wir haben bereits 690 Km hinter uns und den Peak überschritten. Ich bin noch dabei !

Schönen Abend euch allen und bis morgen.

DLL Etappe 10 (59 Km): Bonn-Mühlheim

Guten Abend liebe Freunde. Heute möchte ich mal nicht mit der Etappe beginnen sondern mit dem gestrigen Abend und mich einfach mal bei den vielen Menschen bedanken die mich tagtäglich unterstützen und mir die Daumen drücken, am Internet sitzen und auf Lebenszeichen warten, ect.

Zuallererst muss ich mal meinem TEAM danken das hier großartiges leistet. Anna die mich tagtäglich wieder aufpäppelt, mir schnell Essen macht während ich noch dusche, mir meine Sachen wieder reinigt, meine Wunden verarztet und mich jeden morgen schon um 4-5 Uhr präpariert, damit zu den vielen Baustellen nicht noch mehr hinzukommen. Dafür liebe ich dich Schatz. Du inspirierst mich.

Dann natürlich unseren beiden Fahrerinnen Simone und Susanne die "das Monster" steuern und Die VP´s versorgen (Susi)

Ja und dann war da noch mein lieber Kollege Lothar Wolf, der gestern Abend noch den weiten weg von Darmstadt über Ägidienberg nach Bonn gemacht hat um gut 2 KG Neuseeländisches Rind und eine Kiste Gaffel Kölsch seiner Bestimmung auf und an unserem neuen Grill zuzuführen. War super Legga und der Neid meiner Mitläufer ist mir nun gewiss. Die Motivation nach 3 Steaks und 3 Kölsch könnt ihr euch vorstellen. So bin ich dann auch heute in die Etappe gegangen.

Die Gute Nachricht zuerst. Ich bin auch nach 10 Tagen noch dabei, trotz Muskelfaserriss, entzündeter Fussheber-sehne und einiger kleinerer Blessuren an den Füssen.

Die zweite ist, ich laufe wieder. Das erste mal seit Sylt konnte ich wieder eine Etappe durchlaufen.

Der Knaller war aber, das ich in Startgruppe 1 die um 6 Uhr auf die Strecke am Rhein ging, einen Start-Ziel Sieg hinlegen konnte. Aus Gruppe 2 schafften es nur 3 Läufer innerhalb der Stunde Vorsprung zu bleiben die ich hatte. Heißt, Platz 4 heute und ein schöner Sprung nach vorne denke ich. Gestern Abend lag ich auf 13 wie man mir mitteilte. Ich hatte tagelang nicht geschaut.

Mein Bein schmerzt zwar noch, aber ich kann wieder normale Schrittlänge laufen und verkrampfe nicht mehr so, was mir heute ungeahnte Glücksgefühle beschert hat. Trotz Starkregen im Wechsel mit Nieselregen konnte ich mich in den Flow laufen und spürte nichts mehr davon. Ich hoffe das noch eine weiter Besserung eintritt so das ich morgen in Gruppe 2 mit den anderen mithalten kann. Das wird die Kürzeste Etappe mit nur 54,4 Km, also quasi Sprint ;-)

Gute Nacht , bis morgen

DLL Etappe 11: 55,5 Km nach Oberwesel

Ab heute bin ich zurück im Spiel. Konnte vom Start weg Richtung Koblenz eine gute Pace knapp unter 6 Minuten gehen obwohl das Wetter sehr rau war. Viel Regen und Wind. Mag ich gar nicht am Start. In Koblenz, am Deutschen Eck, lies es aber nach und wir konnten ein wenig Sightseeing in der schönen alten Stadt machen. Um den Kaiser Wilhelm rum und vorbei an der Zitadelle auf die eine Seilbahn hinauf führt.

Durch Boppart (sehr schön) und Sankt Goar bis Oberwesel, vorbei an Burgen und Schlössern auf beiden Seiten der markanten Schlucht. Am Ende noch der berühmte Lorelei Felsen. Im letzten Drittel kam die Sonne raus so das wir auch was fürs Geld geboten bekamen. Die zweite Hälfte lief ich mit Angelika, einer starken Ultraläuferin aus Wien die im Duett mit ihrem Mann Klemens läuft. Sehr angenehme Gespräche so das es recht kurzweilig war obwohl wir Pace bei 5:40-5:45 liefen.

6 Km vor dem Ziel kam uns Anna freudestrahlend entgegen und sie hat dann auch gleich ein paar Photos geschossen wofür ich ihr Danke. Hab mich sehr gefreut und war hoch motiviert.

Zum Ziel hoch mussten wir noch ein mal rund 100 Höhenmeter auf einem wunderschönen Stieg zur Burg in Oberwesel überwinden da die Jugendherberge sich dahinter befindet. Dort holten wir den auf 3 . liegenden Crocks-Man aus Frankreich noch ein. Der heisst so weil er in Original Crocks läuft! Kein Scheiß. Zusammen beendeten wir die Etappe nach 5:38 h auf Platz 3. Wahnsinn. Mein bestes Resultat bisher. Dadurch machte ich nach dem Sprung auf 12. gestern, direkt noch einen auf 10. heute. Top Ten, Yeah. I´m back.

Schauen wir mal wie es weiter geht. Morgen stehen 66 Km nach Westhofen an und es soll wieder wärmer werden. Is eher mein Wetter.

Gute Nacht alle zusammen und "Stay tuned"

DLL Etappe12: 67Km nach Westhofen

Nach den beiden schnellen Etappen wollte ich heute etwas rausnehmen um mich für die nächsten beiden sehr langen Etappen zu schonen die noch schwer werden. Leider ist der gute Vorsatz schnell dahin wenn man Gruppe 2 mit den Schnellen startet und sieht das man da locker mitlaufen kann. Also erst mal am Rhein entlang bis Bingen flach mit unter 6-er pace wie am Vortag. Ab da gehts dann in die Weinberge und wird echt zäh. Steiler als erwartet und teilweise schwierige, zugewachsene Pfade. Die 667 Höhenmeter muss man sich hart erarbeiten weil Rheinhessen nun mal nicht flach ist und die Dörfer meist im Loch liegen. Emotional wurde es zum ersten mal bei Km 41 als ich vom weiten schon meinen Papa, der in Mainz meiner Geburtsstadt lebt, am VP 4 stehen sah. Da hatte ich mal kurz Pipi in den Augen. Schön das er sich mit fast 80 noch mal auf den Weg gemacht hat um mir Mut zu zusprechen.

Das zweite mal kämpfte ich mit mir, als bei 47 Km in der Ferne der Melibokus auftauchte und ich unsere Heimat quasi nach 850 Km zu Fuss, erstmals wieder vor mir sah. Der Odenwald und die Bergstrasse. Ein tolles bewegendes Gefühl.

Ab 51 Km wurde es dann hart und ich kämpfte sowohl mit einer Rippenprellung als auch aufkommendem Shin splint in beiden Schienbeinen. Ich ließ meine beiden Mitläufer Bernhard und Andreas ziehen und kämpfte mich bei aufkommender Wärme Hügel um Hügel hoch. Im Ziel wäre ich fast zusammengeklappt, aber Anna fing mich auf, brachte mir schnell Essen , Getränke und ein eiskaltes Fußbad. Da hatte ich zum dritten mal an diesem Tag Pipi in den Augen.

So langsam geht es an die Substanz. Sowohl körperlich als auch geistig, aber ich weiß ich kann das schaffen und ich weiß , es wird mich verändern.

Gute Nacht und bis morgen

DLL Tag 13: Schloss Eichtersheim

Nach der anstrengenden Etappe 12 war klar, das die 77 Km im Anschluss auch kein Zuckerschlecken werden. Meine Schienenbeine waren bereits gestern gerötet und taten weh. Heute morgen knallrot und geschwollen, so das an zügiges Laufen nicht zu denken war. Ultra-Schlappschritt und Schonhaltung um den Shin Splint nicht noch schlimmer zu machen. Durch Worms, Lampertheim, Ladenburg, gings nach Heidelberg. Da war es schon recht warm und meine Beine schwer. Die Schienbeine schmerzten sehr. Also Gehpausen einlegen und jeden sich bietenden Brunnen zum Kühlen der Beine nutzen. Kostet Zeit. Mehr noch wenn man in Wiesloch die Markierungen nicht mehr findet und sich verläuft. Leider ins falsche Tal Richtung Sinsheim, so das ich noch über einen Berg musste um die Hauptstrecke im Angelbachtal wieder zu finden. 4 Km und 150 HM extra. :-( .Am Ende mit 81 Km völlig entkräftet nach 11 Stunden angekommen. Gunter lief zu meiner Überraschung die letzten 5 Km mit, was sehr geholfen hat. Kühles Bier und Grillinger danach war Entschädigung für den gebrauchten Tag. Morgen 88 Km mit 1400 Hm wird der schlimmste Tag für uns alle bei angesagten 28°C

Gute Nacht bis morgen.

Etappe 14: 91 Km

Einer der härtesten Tage meines Lebens geht zu Ende. Up´s and downs, wie der Streckenverlauf. 14 Stunden Freud und Leid. Die letzten sind immer noch nicht im Ziel weil die Etappe so hart war , falsch vermessen wurde und das Wetter uns auch noch quälte.

Statt 88 Km waren es 91 Km mit 1400 Höhenmetern. Mit fast 950 Km Vorbelastung ein Brett.

Nach dem harten Tag gestern und dem immer schlimmer werdenden shin splint im rechten Bein musste ich langsam anfangen und schonen, da es sehr schmerzhaft ist. Links geht es so eben noch.

Glücklicherweise war Harald Rum Jun extra angereist um mich auf der ganzen Strecke zu unterstützen. Ihm gebührt mein besonderer Dank. Aber auch meiner Familie und den vielen Helfern an der Strecke, die mich mit Eis und kalten Fußbädern irgendwie da durch gebracht haben. Mit der aufkommenden Mittagshitze wurde es immer schlimmer. Ab Km 70 hatte ich Radbegleitung meiner Schwester und meines Schwgers durch die alte Heimat. In Hohenacker an meiner Grundschule vorbei, Bittenfeld, Neustadt, Söhrenberg, Korb und natürlich Beinstein wo alle meine Lieben leben. Überraschung, als ein Schulfreund aus Kindertagen an VP 7 stand. Horst hab ich 42 Jahre nicht gesehen. War geil, wie gestern. Außerdem Karl, Raymond und Heike, Die Frau von Harald die an jedem VP war und uns mit allem was fehlte versorgte, wie z. Bsp. Eis. Die letzten 10 Km mussten wir uns noch den Berg hoch in der prallen Sonne nach Lichtenwald quälen. Völlig ausgepumpt wurden wir grandios empfangen. Anna wie immer im Ziel mit meiner Schwester. Großartig. Ich habe überlebt, aber befürchte es wird weitere Ausfälle geben.

Gute Nacht, bis morgen

DLL Etappe 15 Dornstadt: 57 K

Als ich heute nach einer sehr schlechten Nacht aufgestanden bin, dachte ich, diese Beine gehören nicht zu mir. War einfach zu hart gestern. trotzdem wie jeden Tag angezogen Rucksack auf und nach kurzem Frühstück an die Startlinie für Gruppe 1 um 6 Uhr.

Harald war auch schon da um mich wie am Vortage zu begleiten, auch wenn ich wie ne Schnecke unterwegs war. Leider war mein Schienenbein immer noch stark geschwollen und rot.

Da wir uns auf dem Schurwald befanden ging es erst mal lange runter, um dann nach ca.15 Km krass anzusteigen auf die schwäbische Alb. Trails vom feinsten aber auch Strasse mit viel Motorradfahrern.

Laufen vor allem Bergab und rechts sehr schmerzhaft. Hatte leider auch noch nen ungünstigen Schuh gewählt. Netterweise brachte mir Heike (Haralds Frau) das gute Paar Scott vom Vortag an VP4 wo ich schnell wechselte. Das Tempo war danach sofort bedeutend höher. Ab Km 29,5 bis ins Ziel liefen wir nur mit Verpflegungsstops und holten mächtig auf. Trotz der Steigungen und der aufkommenden Hitz. Am Mittag waren es gut 30°C

Ich war dann um 13:36 Uhr mit Harald im Ziel

Schöner Empfang von Anna und Heike. Danach wieder Grillinger mit Rum Jun´s und Simone vorm Wohnmobil bis ein Megagewitter mit Hagel uns stoppte. Gott sei Dank nix kaputt gegangen.

Morgen 66 Km durch Ulm nach Memmingen geplant. Dann sinds nur noch 2 Etappen bis Garmisch.

Gute Nacht , bis morgen

Tag 16: Dornstadt-Memmingen 69Km

Beim Ultralaufen wird gerne über die Psyche gesprochen. Wie genau man die definiert weiß ich nicht. Irgendjemand hat mal gesagt, so ein Ultralauf ist 90% Mental und den Rest machst du mit dem Kopf ;-)

Wenn du 16 Tage hintereinander Ultras läufst dann spielen sich sowohl im Kopf als auch im Körper ungeahnte Dinge ab, die man so vorher noch nie erlebt hat. Man sammelt Erfahrungen und erweitert seine Grenzen. Manchmal stößt man auch verzweifelt dagegen ohne sie zu überwinden.

Ich habe während der letzten 2 Wochen bereits viele Grenzerfahrungen gemacht, habe mit Verletzungen gekämpft und diese beim laufen überwunden und bin an meine Physischen Grenzen gekommen. Ich war aber immer Herr der Lage beim Kampf Körper gegen Geist und am Ende siegreich. Heute hat der Körper leider den Geist besiegt. Keine Angst Leute, ich habe gefinischt und sitze nun in Memmingen vorm WoMo. Ich spule mal zurück.

Heute morgen um 6 mit Anna in der Nähe von Ulm gestartet und erst mal im Morgennebel mit ihr zur Orts-Grenze Ulm gelaufen wo sie sich verabschiedet und rum gedreht hat. Durch die schöne Altstadt von Ulm im Sonnenaufgang. Herrlich, das Münster in der Morgensonne.

Dann ging es ab KM 10 an die Iller wo wir für die nächsten 50 Km auch bleiben sollten. klingt langweilig, wars aber nicht. Sehr schöne Wege, mit vielen Bäumen die Schatten spenden und frische Luft nach den Gewittern der Nacht.

Es lief gut bis Km 30, so das ich nahezu schmerzfrei meinen geplanten Schnitt von 7 Minuten/Km laufen konnte. Dann bekam ich zunächst das harte Wochenende und die daraus resultierende Müdigkeit zu spüren. Fehlende Nährstoffe, die nicht mehr aufgenommen wurden nach 14 Stunden laufen, wenig Schlaf, ect., Flasche leer ! Pace runter auf 7:30/Km. Langsam kamen auch die Schmerzen in beiden Schienbeinen zurück.

Bis VP5 bei Km 49 liefs noch einigermaßen, trotz einiger kurzer Geheinlagen, aber dann kam der Mann mit dem Hammer. Krämpfe in beiden Schienbeinmuskeln, die so schmerzhaft sind das man stehen bleiben muss und selbst gehen zur Qual wird. In dem Moment hatte mein Kopf verloren. Nix mehr zu machen. Gehen und auf Besserung hoffen. Ein Fussbad im Angelteich brachte nur kurze Erleichterung. Erst bei VP6 (58,5Km) hatte ich Glück, das die Eltern eines Mitstreiters einen Beutel Eis im Wohnmobil hatten und mir diesen dankenswerterweise zur Verfügung stellten. 10 Minuten Vereisen, ein Ei, eine Brühe, 1 Salamibrot und etwas Obst brachten sowohl meinen Motor wieder in Gang als auch meine Beine wieder zum laufen, da die Krampfneigung nach ließ. Inzwischen hatten wir 28°C bei bestem Sonnenschein. War mir egal. Hauptsache laufen. Noch 11 Km sagte man mir. Leider wieder 2,5 Extra KM. Die wollte ich noch laufen, um nicht 2 Stunden zu brauchen. In dem Moment war der Dickschädel wieder voll da und hat das Ding durchgeprügelt, nachdem ich 9 Km vorm Ziel die Alpen und die Zugspitze bereits sehen konnte.

Nach 9:27" h endlich im Ziel. Eis, Essen , trinken, Duschen. Füsse hoch.

Wenn meine Beine Morgen früh wieder nicht zu mir gehören so wie heute morgen wirds ein ganz harter Tag bis Füssen.

Gute Nacht bis morgen.

Etappe 17: 77 Km nach Füssen

Hier ist kein Tag wie der andere und man weiß morgens beim aufstehen um 4 Uhr nicht wie es laufen wird. Gestern war schrecklich und die Nachwehen heute noch zu spüren. Beide Schienbeinmuskeln entzündet und verhärtet und zusätzlich ne Verhärtung im linken Oberschenkel durch die Meidbewegung nach den Krämpfen.

Wir starteten wegen der zu erwartenden Hitze schon um 5 Uhr in der Dunkelheit. Belohnung war ein phantastischer Sonnenaufgang mit Bergpanorama der Alpen die nun schon sehr nahe waren.

Die Beine taten ordentlich weh und vor allem der Oberschenkel bereitete Probleme. Daher schön langsam angegangen und erst mal rein gelaufen. Bis wir in Kempten waren, war es bereits 9 Uhr Morgens und die Altstadt belebt. Menschen in Straßen Kaffees und Bäckereien. Mitten in der Altstadt ein Brunnen. Der ist mir, dachte ich. Nach dem Fiasko vom Vortag hatte ich mir vorgenommen regelmäßig 5 Minuten Pause zum kühle und massieren der Schienbeinmuskeln zu nehmen. Das wirkte Wunder. Den steilen Berg aus Kempten raus konnte ich locker mit dem Spitzenduo aus Gruppe 2 mithalten. Berhard wurde sogar von einem Fernsehteam seiner Heimat Kempten begleitet und wir hielten lockereren smal talk während die Kamera im Auto lief. Irgendwann siegte aber die Vernunft und ich ließ mich zurück fallen. Kein Risiko mehr. Allerdings konnte ich jedesmal am Berg Boden gut machen da ich weniger Schmerzen bergauf hatte. Der Muskelfaserriss von Tag 2 war da bereits vergessen.

Je länger das Rennen ging und je heißer es wurde, desto mehr drehte ich auf während die anderen langsamer wurden. Die nächsten 2 Brunnen stops konnte ich schon nach wenigen Kilometern wieder raus laufen. Am Ende hatte ich mich trotz der 34-35°C noch bis auf Platz 9 nach vorne gelaufen. Unglaublich nach gestern. 9:52 h für 77 Km und knapp 1000 Höhenmeter.

Ich hoffe das ich Etappe 18. morgen noch gut hin bekomme, dann ist es quasi geschafft. Zugspitze wir kommen. Noch 41 im Rennen.

Gute Nacht bis morgen

Etappe 18: 61 K nach Garmisch

Letzte Flachetappe. Füssen-Garmisch, knapp 800 Höhenmeter.

Es ist geschafft. Auch die letzten 61 km nach Garmisch sind gelaufen und es lief gut. Traumhafter Sonnenaufgang mit nebligen Wiesen und Flüssen mit den Königsschlössern im Hintergrund. Die schönen stimmungsvollen Bilder hat Anna auf den ersten 10 Km geschossen wo wir vor lauter Ratschen noch nen Verlaufer eingebaut haben. Bin dann im Vorderfeld zusammen mit der Gesamtsiegerin Wilma Dierx eingelaufen die mir den Tag kurzweilig gestaltet hat. Nur 7:17h im teilweise trailigen Terrain.

Nun steht nur noch der Sturm auf Deutschlands höchsten Berg an. Gleich geht's auf die Zugspitze. Daumen drücken

Etappe 19: Zugspitze 27 Km

Es ist vollbracht. Der Sturm auf Deutschlands höchsten Berg nach 1321 km Anlauf . Endlich meine Stärken im Traillaufen ausgespielt und auf Platz 3 an Sonnalpin zusammen mit Anna eingelaufen die mit Simone 1 Stunde früher gestartet war. Kurz vor Knorrhütte eingeholt und erst mal zusammen Pause gemacht für den gemeinsamen Schlussanstieg . Die Kletterpartie auf den letzten 500 hm gemeinsam war spektakulär, erhebend und nicht ganz ungefährlich aber die Eindrücke unbezahlbar. 100 m unter dem Gipfel hatten wir dann wieder beide Pippi in den Augen. Geschafft , erschöpft aber glücklich oben angekommen. Unwichtiges Detail am Rande, das ich mich durch die 3 starken Schlussetappen trotz der vielen Schmerzen noch in die Top 10 geschoben habe und auf Platz 10 Gesamt gefinischt habe. Hauptsache geschafft, I did it !!

Das Abenteuer ist trotz vieler Schwierigkeiten gut ausgegangen. Viele Menschen hatten entscheidenden Anteil für das Gelingen weil sie mich zu 100% unterstützt haben um meinen Lebenstraum zu erfüllen.

Simone und Susi, die "das 'Biest'"gebändigt haben. Gunter und Lothar, die uns extra besucht haben um mit Grillgut und Bier meine körperlichen Mängel zu beheben. Harald und Heike die mich durch das harte 2 Wochenende gerettet haben. Meine Familie, der Papa an der Strecke auf Etappe 12, Christiane und Raymond mit Radbegleitung und Eisversorgung bei der Megaetappe 14. am Samstag. Marcel der mich in HH die letzten 10 Km begleitet hat als ich schon fast raus aus dem Rennen war. Zuletzt natürlich meine Liebe Anna die für mich nicht nur Partnerin, Krankenschwester, Köchin und Psychologin war sondern eine echte Freundin ohne die Ichs nicht geschafft hätte. Danke mein Schatz !

Am Schluss noch einen großen Dank an die vielen großen und kleinen Sponsoren, die das ganze Projekt etwas günstiger und vor allem angenehmer für uns gemacht haben. Niesmann & Bischoff mit dem megageilen Wohnmobil "the Biest", Wrightesocks mit den guten doppellagigen Socken, Ehrl Ortopädie und Sport mit den Hoka One One Clifton 4. . Danke vielmals, thank you, merci bien.

9.8.2017.: Schlusswort und Fazit

Eine lange Reise ist zu Ende. Eine Reise die ich vor 3 Wochen mit vielen Fremden zusammen begonnen habe und mit vielen neuen Freunden beendet habe. Leider sind von uns 60 Läufern und dem 75 Jährigen Tretrollerfahrer Peter nur 40 Läuferinen und Läufer übrig geblieben, davon 3 Frauen. 2/3 gefinischt. Das ist eine gute Quote habe ich mir sagen lassen, vor allem wenn man die Länge und Schwierigkeit unserer Route sieht. Ich hatte am Ende mit allen Extra Oli-Kilometern und einigen selbst verschuldeten, 1337 Km auf der Uhr und habe 12700 Höhenmeter überwunden. Das ganze in 19 Tagen. Klingt ziemlich verrückt finde ich ;-)

Vor dem Start war der Ausgang völlig ungewiss, aber eines klar, so lange ich es noch selbst in der Hand habe werde ich weiter laufen bis zum umfallen und nicht aufgeben. So bin ich, das ist mein Charakter. Trotzdem ziehe ich den Hut vor allen meinen Mitstreitern, denen ihr Körper die Grenze gesetzt hat und die aus diversen Gründen aufgeben mussten, wie zbsp, Robert, "Kalle", Bernhard, Erwin, Manfred , Mirko , Richard, Karl, Babett, Karina und Beate. Ihr wart toll.

Mein Land komplett zu Fuss kennen zu lernen war nicht nur eine großartige Idee sondern eine noch grössere Herausforderung. Das mit seinem liebsten Menschen zu tun ein Geschenk. Es war auch eine Prüfung für uns die wir mit Bravour gemeistert haben. Danke an eine tolle Frau.

Ich bin noch nie in so kurzer Zeit so oft an meine physischen und psyschischen limits gegangen. Dabei habe ich sehr viel über mich selbst, aber auch über die Menschen die mir nahe stehen gelernt. Es war eine Erfahrung die ich nicht missen möchte und die mich in meinem Leben sicherlich weiter gebracht hat. Ich hoffe das dieses noch sehr lange dauern wird und ich sowohl die läuferischen, als auch die psychischen und menschlichen Erfahrungen weiter geben kann und auch selbst nutzen kann.

Ob ich so etwas oder ähnliche Rennen noch ein mal mache weiß ich nicht, denn ich möchte noch lange laufen und diese Strapaze meinem Körper nicht noch mal antun wenn ich nicht absolut sicher bin es schadlos zu überstehen. Ich werde aber sicherlich noch viele tolle Laufabenteuer bestreiten und hoffentlich ähnlich schöne Erlebnisse im Kopf abspeichern und davon zehren. Jetzt heißt es aber erst mal ausruhen und zu kräften kommen, da ich bis auf 71 Kg abgemagert und einfach müde bin.

Gute Nacht zum letzten mal !

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